Wiederaufforstung im Nordosten Madagaskars
Madagaskars Wälder sind stark bedroht, ihre Fläche nimmt kontinuierlich ab. Sie sind durch eine außergewöhnlich hohe Artenvielfalt gekennzeichnet und zählen zu den am stärksten bedrohten Ökosystemen weltweit1. Allein in den letzten 50 Jahren verringerte sich die Waldfläche in Madagaskar um mehr als 40% 2. Die Einzigartigkeit der Regenwälder des Atsinanana mit dem Masoala Nationalpark und ihre Bedrohung führten 2007 zur Anerkennung als UNESCO-Weltnaturerbe. Ihr Erhalt trägt unmittelbar zum Klimaschutz und zur CO²-Speicherung bei. Außerdem bewahren diese Wälder neben einer Vielzahl von endemischen Tier- und Pflanzenarten auch Edelhölzer wie Ebenholz und Palisander, die für Musikinstruente verwendet wurden und werden und somit einen direkten Bezug zu unserer Kultur und im Besonderen zu unserer Musik haben.
Seit 2014 unterstützt der Eben!Holz e.V. ein umfassendes Wiederaufforstungsprojekt im Anjanaharibe-Waldkorridor in der Region Maintimbato im Makira-Naturpark.
Makira-Naturpark
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Der Makira-Naturpark im Nord-Osten Madagaskars ist mit einer Fläche von 372.470ha das größte zusammenhängende Waldgebiet der Insel. Mit seiner außergewöhnlichen Artenvielfalt und seiner verbindenden Lage zwischen zwei Nationalparks kommt diesem Gebiet eine bedeutende Rolle für die ökologische Entwicklung der Region zu. Der Naturpark liegt unweit des nördlichen Marojejy-Nationalparks. Im Osten grenzt er an den Masoala-Nationalpark, der seit 2007 zum UNESCO-Weltnaturerbe zählt.
Seit 2012 unterliegt der Makira-Naturpark einem besonderen Schutz im Rahmen des UN-REDD+ Programmes. In diesem Gebiet gespeicherte Kohlendioxid-Mengen dürfen als CO2-Zertifikate verkauft werden. Die daraus resultierenden Einnahmen tragen dazu bei, Verwaltung und Schutz der Region zu finanzieren.
Die Verwaltung des Naturparks und die Ausführung von (Schutz-)Projekten obliegt der Organisation WCS-Madagascar in Zusammenarbeit mit den madegassischen Behörden und den betroffenen Gemeinden. Die 1895 gegründete gemeinnützige Organisation WCS ist schon seit den 1990er Jahren in Madagaskar aktiv und unser Partner vor Ort.
Schutzzonen
Durch den Schutz des Makira-Naturparks soll der artenreiche und einzigartige Regenwald erhalten bleiben. Um den besten Schutz des Waldes zu ermöglichen ist es unerlässlich die bei Ernennung des Parks vorhandenen Siedlungen und Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung zu berücksichtigen. Aus diesem Grund ist das Gebiet des Makira-Naturparks in unterschiedlich strenge Schutzzonen unterteilt:
Schutzzone I – Kernzone
Streng geschütztes unbewohntes Gebiet, in dem keine wirtschaftliche Nutzung erlaubt ist (Holz darf unter keinen Umständen entnommen werden). (dunkelgrün)
Schutzzone II – Controlled Habitation Zone
Ein Gebiet, in dem eine Minimalnutzung erlaubt ist. D.h. die Menschen, die bereits dort leben, haben das Recht zur Nutzung des Waldes, um ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen. Ein weiterer Zuzug in diese Siedlungen ist untersagt. (lila)
Schutzzone III – Controlled Use Zone
Eine Zone, in der unter bestimmten Bedingungen auch über die Grundbedürfnisse der lokalen Bevölkerung hinaus gewirtschaftet werden darf und es geringere Nutzungseischränkungen gibt. (hellgrün)
Pufferzone
Der sogenannte „grüne Gürtel“ umgibt die Kernzone mit einem Netzwerk von Gemeindeverbänden (COBAs).
Jeder Gemeindeverband verwaltet und bewirtschaftet die jeweils zugehörige Fläche gemeinschaftlich. Eine kontrollierte nachhaltige Nutzung des Waldes ist in diesen COBAs möglich. Diese „Übergangszone“ soll einerseits die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung und ihre Abhängigkeit von der Nutzung des Waldes berücksichtigen und das Zugeständnis einer kontrollierten Nutzung in diesem „grünen Gürtel“ einen absolut strikten Schutz der Kernzone andererseits ermöglichen. (weiß)
Was bedroht den Makira-Naturpark?
Der Makira-Naturpark wird bedroht durch
- Brandrodungen zur Gewinnung von Landwirtschaftsflächen (und die auf lange Sicht damit verbundene Verschlechterung und Erosion der fruchtbaren Böden),
- illegalen Holzeinschlag, insbesondere von Edelhölzern wie Ebenholz (Diospyros spp.), Rosenholz und Palisander (Dalbergia spp.),
- Brennholzeinschlag,
- nicht nachhaltige Jagd auf Wildtiere (insbesondere auf endemische Arten, z.B. Lemuren).
Den Bedrohungen entgegenwirken
Eine Sensibilisierung der Bevölkerung für den Waldschutz ist unverzichtbar. Waldschutz ist für die ortsansässigen Menschen erst dann möglich, wenn es Alternativen zu schädlichen Praktiken des Wirtschaftens für sie gibt.
Außerhalb der Kernzone soll/sollen deshalb durch Weiterbildung zu nachhaltigen Landwirtschaftspraktiken
- der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit und langfristige Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen gesichert werden,
- die Erträge gesteigert werden,
- neue zusätzliche Erwerbsquellen erschlossen werden (unter Anderem Anbau von Kakao, Vanille, Nelken in Permakultur),
- eine schonende nachhaltige Nutzung der Ressourcen geschehen.
Der Regenwald ist Garant für sauberes Trinkwasser und Grundlage für ein gesundes und gesichertes Leben. Der Erhalt des Waldes und seine Wiederherstellung sind unverzichtbar für den Erhalt und das Funktionieren des gesamten Ökosystems.
Innerhalb der Kernzone hat WCS mithilfe von Satellitenfotos und durch Untersuchungen vor Ort mehrere Regionen ausgemacht, in denen der Waldbestand zerstört oder fragmentiert ist. Diese Flächen sollen wieder in ihren ursprünglichen Zustandversetzt werden. Eben!Holz co-finanziert die Wiederaufforstung von Teilen des Waldkorridors von Anjanaharibe im Osten des Makira-Naturparks, die von WCS-Madagascar in enger Abstimmung mit dem Zoo Zürich und dessen Kurator Martin Bauert ausgeführt wird.
Das ursprüngliche Ziel, ca. 100ha Regenwaldfläche wiederherzustellen, wurde 2017 durch einen Ergänzungsvertrag auf 217ha erweitert. Bis 2030 soll der Baumbestand so weit wiederhergestellt sein, dass der Regenwald sich alleine regenerieren kann.
Darüber hinaus finanziert Eben!Holz e.V. eine empirische Studie an der Universität Antananarivo zur Anpflanzung von Ebenhölzern und Palisanderarten in Verbindung mit der Kulturpflanze Kakao. Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass die Integration inbesondere von Palisanderbaumarten, aber auch von Ebenhölzern in Agroforstsystemen zu einer verbesserten Bodenfruchtbarkeit beitragen. Das legt nahe, dass ihre Anpflanzung auch unabhängig von einer potenziellen zukünftigen Nutzung des Holzes sinnvoll ist.
1 Norman Myers et al., “Biodiversity hotspots for conservation priorities,” Nature 403, no. 6772 (2000), http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10706275.
2 Grady J. Harper et al., “Fifty years of deforestation and forest fragmentation in Madagascar,” Environmental Conservation 34, no. 04 (2007), accessed April 2018.
Vom Samen zum Wald – Details zu den Wiederaufforstungsarbeiten