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Aufforstungsprojekt "Araponga" in Brasilien

Fernambuk (auch Pau-Brasil oder Pernambuco, botanisch Paubrasilia echinata) ist das Holz, aus dem der Großteil der Streichbögen gebaut wurde und wird. Es wächst ausschließlich im Atlantischen Regenwald Brasiliens. Seit Jahrzehnten gilt der brasilianische Nationalbaum als gefährdete Art. Als solche wird sie sowohl auf der Roten Liste gefährdeter Arten (IUCN) als bedroht eingestuft (endangered) als auch im Appendix II/Anhang B von CITES geführt. 2022 machte Brasilien zum wiederholten Male auf internationaler Ebene auf den hohen Bedrohungsgrad dieser Baumart aufmerksam. Dies hat Eben!Holz e.V. als dringenden Appell zum Handeln verstanden.

Eben!Holz e.V. und Orchester des Wandels haben sich deshalb den langjährigen Bemühungen von SAVE Brasil zum Erhalt des Atlantischen Regenwaldes im Nordosten Brasiliens angeschlossen und finanzieren das Aufforstungsprojekt „Araponga“. Die Mata Atlântica, so der brasilianische Name dieses tropischen Waldes entlang der Atlantikküste, ist insgesamt stark angegriffen. Von der ursprünglichen Fläche des Waldes sind heute nur noch zwischen 7 – 16 % vorhanden.

Karte Brasiliens mit der ursprünglichen Ausbreitung des Atlantischen Regenwaldes, seines Schrumpfens und seiner heutigen Fläche.
Quelle: SOS Mata Atlântica

SAVE Brasil ist der brasilianische Landesverband von BirdLife International, das weltweit das Aussterben von gefährdeten Vogelarten bekämpft. Die gemeinnützige brasilianische Organisation sieht es als ihre Mission an, bedrohte Vögel und ihren Lebensraum zu schützen und Menschen mit der Natur zu verbinden.

In diesem Sinne engagiert sich SAVE Brasil seit über 20 Jahren in zwei wichtigen Waldfragmenten des Atlantischen Regenwaldes. Diese Waldgebiete, Serra do Urubu und Murici, liegen ca. 100 km voneinander entfernt. Von der ursprünglichen Verbindung dieser Waldgebiete zeugen heute nur noch einzelne kleine Waldflächen. In Serra do Urubu ist es SAVE Brasil gelungen ein privates Schutzgebiet einzurichten und ein Schutzprojekt ins Leben zu rufen.

Serra do Urubu - Murici Landscape, Darstellung der Gebiete für das Araponga-Projekt

Das übergeordnete Projektziel ist der Erhalt der biologischen Vielfalt in der Landschaft Serra do Urubu – Murici durch den Schutz und die Wiederherstellung von Waldstücken und Waldkorridoren zwischen diesen Fragmenten.

Für das konkrete Aufforstungsprojekt „Araponga“ konnte Eben!Holz gemeinsam mit SAVE Brasil mehrere Baumarten identifizieren, deren natürliche Verbreitungsgebiete die Projektgebiete einschließen, dort also heimisch sind bzw. waren, und deren Hölzer im Musikinstrumentenbau verwendet werden. So wurde schließlich entschieden, dass u.a. der besonders bedeutende Fernambuk auf diesen Flächen angepflanzt werden soll. Neben dem Fernambuk wurden außerdem fünf weitere im Musikinstrumentenbau verwendete Baumarten, die auch in genau dieser Gegend des Atlantischen Regenwaldes heimisch und ebenfalls bedroht sind, in den Anpflanzungskatalog aufgenommen. Es sind dies Cedro (Cedrela odorata), drei Ipé Arten (Handroanthus chrysotrichus, Handroanthus heptaphyllus, Handroanthus impetiginosus) und Jatobá (Hymenaea courbaril).

  • Cedro wird für Gitarrenböden und -zargen, -hals, -futterleisten und -klötze verwendet und ist auch auf CITES Appendix II/Anhang B gelistet
  • Ipé gilt als vielversprechendes Alternativholz für Streichinstrumentenbögen und ist seit 2022 auch auf CITES Appendix II/Anhang B gelistet.
  • Jatobá wird im Gitarrenbau für Griffbretter, Hälse und Wirbel verwende, im Holzblasinstrumentenbau für Oboen und Klarinetten und für Xylophonschlägel

Eben!Holz ist stolz darauf, dem Vereinsauftrag, “Schutz bedrohter Hölzer für den Musikinstrumentenbau”, dadurch für mehrere Arten nachzukommen und dem Umstand Rechnung zu tragen, dass Schutz und Erhalt nur ganzheitlich in einem intakten Ökosystem funktionieren können. Ein umfassenderes Denken tut zudem dringend Not, weil nicht nur der Fernambukbaum bedroht ist. Eine Anfang 2024 im renommierten Science Journal veröffentlichte Studie zeigt, dass Zweidrittel der 4.950 Baumarten in der Mata Atlântica vom Aussterben bedroht sind. Diese Studie stuft den Fernambukbaum aufgrund ihrer neuesten Forschungsergebnisse alarmierenderweise sogar noch einen Gefährdungsgrad höher, als „critically endangered“, ein.

Neben der Anpflanzung im Projekt „Araponga“ werden Orchester des Wandels und Eben!Holz auch die Pflege von bereits aufgeforsteten Waldflächen finanziell mitunterstützen.

Der Erfolg der Waldrestaurierung, d.h. die Wiederherstellung eines intakten Ökosystems, wird durch Vogelbeobachtung gemessen, eine bewährte Methode von SAVE Brasil. Darüber hinaus wurde insbesondere für alle gepflanzten Fernambuksetzlinge eine GPS-Registrierung vereinbart um zukünftige Studien zu Wachstumsraten zu erleichtern und die Pflanzungen zu dokumentieren. Für alle gepflanzten Setzlinge soll die artenspezifische Sterblichkeitsrate in den Aufforstungsflächen ermittelt und abgestorbene Setzlinge sollen entsprechend ersetzt werden.

Mit einer Kombination aus kommunalem Engagement, Vor-Ort-Überwachung, Wiederherstellung, Vogelbeobachtung und Ökotourismus war SAVE Brasil bisher erfolgreich. 2022 wurde es mit dem Preis für die beste Umwelt-NGO Brasiliens ausgezeichnet.

Dank der Erfahrungen, die Eben!Holz in seinem langjährigen Aufforstungsprojekt auf Madagaskar sammeln konnte, ist sich der Verein sicher in SAVE Brasil den richtigen Partner vor Ort gefunden zu haben. Durch die Beteiligung von Orchester des Wandels konnte außerdem das Projektvolumen verdoppelt werden. Eben!Holz freut sich auf eine weitere erfolgreiche Zusammenarbeit mit diesen beiden Partnern in den nächsten Jahren.

„Araponga“ ist der Name einer bedrohten Vogelart im Atlantischen Regenwald. Arapongas können ohrenbetäubende Schreie ausstoßen – unüberhörbare Hilfeschreie für sie und ihr gefährdetes Ökosystem?

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